Leserkommentar zum Artikel 624: Kinderarmut - wieviel Luxus braucht der junge Mensch?
9. August 2011
Sehr geehrter Herr Müller,
ich stimme Ihnen in jedem Punkt zu.
Wir stammen aus bescheidensten Verhältnissen (6-köpfige Familie, alleinverdienender Vater [Handwerker]). Ich bin Jahrgang 1969, meine Geschwister 1966,1976,1979. Unsere Eltern haben sich hingebungsvoll um uns gekümmert und allen die höhere Schule ermöglicht. Für Klassenfahrten war oft kein Geld, dann blieben wir zu Hause, bzw gingen in die Parallel-Klasse zum Unterricht. Unsere Turnschuhe waren von Aldi und hatten nur 2 Streifen, wir waren Spott und Hohn ausgesetzt. Es hat uns nicht geschadet.
Kurz zusammengefasst: Alle 4 Kinder sind heute selbständig, "Sehr gut"- bis "Fast-Groß"-Verdiener. Also Mittelstand und Leistungsträger der Gesellschaft.
Man kann ALLES erreichen, wenn man es nur will. JEDER kann alles erreichen, wenn er es nur will. (Schwerkranke sind ausgenommen! Die Welt ist nunmal ungerecht bei der Verteilung der Chancen und Schwerkranke/Behinderte unterstütze ich jederzeit, diese seien von jeglicher Kritik freigestellt).
Ja, ich bin der Meinung, der Unterschied zwischen Hartz4 und Verdienst ist zu gering. Ja, Geringverdiener verdienen zu wenig. Ja, ich bin der Meinung, Hartz4-Empfänger bekommen immer noch zuviel (ich persönlich mit meiner anerzogenen und perfektionierten Sparsamkeit könnte von Hartz4 wie ein König leben !) Ja, ich bin der Meinung, manche Arbeit lohnt sich nicht mehr.
Aber ich bin auch der Meinung, dass es jeder in seiner eigenen Hand hat, das zu ändern. Wir müssen uns von der Vollkasko-Versicherung verabschieden. Wir müssen lernen, wieder mehr Risiko selbst zu tragen. Wir müssen lernen, dass es auch was für sich hat zu sagen: Du bist 2 Wochen krank, Du bekommst nur 50% von Deinem Monatsgehalt, aber dafür bekommst Du in den 2 Wochen, in denen Du produktiv warst, viel mehr als üblich.
Ich (als Selbständiger) bekomme nichts, wenn ich krank bin, ich bekomme nichts, wenn ich keine Aufträge habe, ich bekomme nichts, wenn ich Urlaub habe, und dennoch verdiene ich 5 mal mehr als der Normalverdiener. Ich bin hochmotiviert, weil mein Einsatz direkt in meiner Tasche landet. Ich arbeite ca 60-70 Stunden die Woche und erwarte, dass ich ich davon auch mehr habe, als jemand der nur 38 Stunden arbeitet.
Ich sehe mit Entsetzen, wie das (träge !) Volk mit Almosen ruhig gestellt wird, während ganz oben abkassiert wird.
Aber ich habe bisher leider auch noch keinen einzigen Hartz4-Empfänger erlebt, der mal ein Lehrbuch in die Hand genommen hätte um sich in seiner vielen Freizeit fortzubilden. Ich sehe hingegen im Hartz4-Haushalt pro Person 2 Handys, Playsstation, riesiger Flachbildschirm, Bier, Fertig-Pizza, Coca-Cola und verwahrloste Kinder.
Oh ihr heutigen Eltern, die Ihr euch hier wiedererkennen müsst: Was versündigt Ihr Euch an Euren Kindern ! Mich ekelt und mich graust.
Mein Lebensmotto wurde im Laufe der Jahre (und mit wachsendem Erfolg) etwa zu Folgendem:
Ich bin bereit, ein hohes Risiko (Selbständigkeit) zu tragen und soviel wie möglich zu verdienen, damit der Staat mir soviel abziehen kann wie er will und ich immer noch genügend übrig habe. Ja, ich bin mir bewusst, dass ich den Sozialstaat auf der Ebene "Sozialversicherungen" verlassen habe, weil auch ich nicht mehr in die Rentenkasse einzahle. Warum? Weil ich das Vertrauen in den Staat verloren habe und nicht einsehe, den Zug, der in den Abgrund rast, noch mit meinen Sozialbeiträgen zu unterstützen. Bedenke: von uns 4 Kindern schafft jedes Arbeitsplätze, zahlt jedes mehr Steuern, als der Normalbürger brutto verdient. Wir sind also in der Tat Leistungsträger. Aber weil der Staat immer noch mehr haben will und wie ein unersättlicher Moloch alles wegfrisst, bleibt den Leistungsträgern nichts anderes mehr übrig, als in die eigene Tasche zu retten, was zu retten ist. ... und sich ggf. ins Ausland abzusetzen ... Genau wie Sie es beschreiben.
Mein Tip
? Kindergeld ganz abschaffen. Jegliche Subventionen
abschaffen.
Nur wenn man Kinder finanzieren kann, sollte man auch welche
haben.
Oh wie würde der "Wert" und das Ansehen von Kindern bzw von Familien mit vielen Kindern steigen, wenn es wieder heissen würde: Die haben 4 Kinder, mein Gott, müssen die gut sein, wenn die 4 Kinder ernähren können.
Was hören wir stattdessen? Mein Gott, die haben 4 Kinder, was für Asoziale.
Welch ein Elend.
MfG
T.L.