Behauptung, Vorurteil, Propaganda:
"Würden alle Waren in Deutschland produziert, wären wir viel ärmer!"
Ist das wirklich so?
Wie aber erklärt sich dann unsere seltsame Wohlstandsentwicklung? Von 1950 bis 1980, also als Deutschland die meisten seiner Konsumartikel noch vorwiegend selbst herstellte, stieg der Reallohn jährlich im Schnitt um mehr als vier Prozent. Und danach, als die Produktion immer weiter ausgelagert wurde, als unser Land sein Heil in einer extremen Ex- und Importabhängigkeit suchte, war es mit der gewohnten Herrlichkeit vorbei. Die inflationsbereinigten Nettolöhne und Renten sanken - trotz genialer Fortschritte in der Wissenschaft und Produktivität.
Wie erklärt sich dieses paradoxe Phänomen? Es mag mehrere Gründe dafür geben (z. B. hohe Zuwanderung in die Sozialsysteme, Ausbau des Sozialstaates, die EU-Bürokratie, der Euro, die marktfeindliche Nullzinspolitik usw.). Aber der Verzicht auf eine weitgehend autonome Selbstversorgung, die Verlagerung der Fabriken in Billiglohnländer, war sicher ausschlaggebend. Denn dieses pervertierte Outsourcing ist auch verantwortlich für die Vervielfachung der Arbeitslosenzahlen (vor allem im verdeckten Bereich).
Gestern (am 6. Oktober 2020) kaufte ich mir neue Matratzen. Vier Monate Lieferzeit! Der Verkäufer meinte, die Matratzen werden zwar in Deutschland hergestellt, das inseitig verbaute Netz kommt aber aus dem Ausland und da gebe es derzeit sehr lange Lieferzeiten. Er fügte hinzu: Bei den in Deutschland hergestellten Möbeln gibt es ein ähnliches Problem, da fehlt es an den Schrauben und Scharnieren, die heutzutage aus Asien kommen.
Fazit: Die vermeintlichen Schnäppchen aus dem Ausland kommen uns im Endeffekt teuer zu stehen. Würde Deutschland wie vor 50 Jahren das Meiste noch selbst herstellen, wären wir nicht ärmer, sondern viel, viel reicher, könnten uns allgemein höherwertigere, langlebigere Produkte leisten. Und der weltumspannende, umweltschädigende Warentourismus würde auch eingedämmt.
Mehr zu diesem
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"Die
Globalisierung macht die Produkte
billiger!"
Stimmt das?
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Ist
eine Demokratie zu schwach, den Bürgern reinen Wein
einzuschenken?
Eine
staatliche, gehirnwäscheartige Dauerpropaganda wird immer wieder
eingesetzt, um konzernfreundliche, radikale Ideologien durchzusetzen
(z. B. die Zollächtung = Inthronisierung des globalen
Dumpingwettbewerbs). Wenn es aber um ein wirklich notwendiges
Umdenken geht (Erhöhung der Mineralölsteuer,
Einführung einer Kerosinsteuer, Verdoppelung der Lkw-Maut,
Aufgabe des gescheiterten Schengener Null-Grenzen-Experiments etc.),
meint man, die Bevölkerung nicht mitnehmen zu können. Denn
das könnte ja Wählerstimmen kosten.
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© Manfred Julius Müller, Flensburg, Oktober 2020