Wie viele Deutsche wussten in der Nazizeit vom Holocaust?

War der 8. Mai 1945 für die Deutschen ein Tag der Befreiung?

 

Anläßlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes schreibt Herr Neubacher im Spiegel vom 2. Mai 2020 eine halbseitige Gegendarstellung mit dem Titel "Kein Tag der Befreiung". In dieser Anklageschrift muckiert sich der Autor über Deutsche, die den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung bezeichnen. Wo ihre Vorfahren doch in erster Linie Täter und nicht Opfer waren.

Und in diesem Kontext folgen dann die üblichen Schuldzuweisungen: "… es waren die Deutschen, die den Krieg angezettelt, die Nachbarn überfallen und sechs Millionen Juden ermordet haben.".
Was sollen derlei haltlose Anfeindungen und ehrabschneidenden Gehässigkeiten? Auch ein Herr Neubacher müsste doch wissen, dass in einem Terrorregime die Untertanen keinerlei Machtbefugnis haben und gehorchen müssen, falls sie nicht ihr eigenes Leben oder das ihrer Familienmitglieder gefährden oder opfern wollen (Sippenhaftung).
Ist es wirklich so schwer zu begreifen, dass in einer perfekt durchorganisierten Gewaltdiktatur allein der Führerbefehl zählt? Wer nicht spurt, wird gefoltert und liquidiert - so einfach ist das. Wenn wir aus der Geschichte lernen wollen, dann ist diese Erkenntnis doch fundamental, dann dürfen wir uns nicht falschen Illusionen hingeben und Legenden aufbauen. Gewiss ist die Einsicht bitter, dass am Ende ein einziger, machtbesessener Teufel die Menschheit ins Verderben treiben kann. Wie angenehmer und tröstlicher ist es hingegen, ein ganzes Volk haftbar und verantwortlich zu machen. Die Vorstellung, es habe 50 Millionen Todesopfer gebraucht, um einen häufig als Idioten dargestellten Wahnsinnigen auszuschalten, ist vielen Selbstgerechten unerträglich. Aber so ist es nun einmal.

 

Gibt es 53 % Unbelehrbare?
Herr Neubacher ärgert sich über ein Umfrageergebnis, wonach 53 % der heute lebenden Deutschen ihren Vorfahren die Naziverbrechen nicht pauschal anlasten. Er polemisiert, die heutige Generation müsse doch endlich begreifen, "dass Hitler nicht per UFO über Deutschland kam". Er behauptet zudem, mehr als ein Drittel "der Deutschen" habe die NSDAP gewählt - und der Naziterror sei nur möglich gewesen "weil die Mehrheit der Deutschen dabei mitmachte.".
Das sind alles äußerst schwere Vorwürfe. Aber stimmen sie auch? Fakt ist: Nicht "mehr als ein Drittel", sondern 17,5 % der Deutschen haben bei der letzten halbwegs freien Reichstagswahl (im November 1932) für Hitler votiert. Das waren genau 26,7 % der Wahlberechtigten und 33,1 % der Wähler (selbst 33,1 % sind immer noch weniger als ein Drittel). Wobei zu bedenken gilt, dass Hitler schon damals über zwei übermächtige Einschüchterungs- und Schlägertruppen verfügte (die SA und die SS).
Zu berücksichtigen ist fernerhin, dass die etablierten Parteien mit ihrer rigorosen Sparpolitik Deutschland in die Katastrophe gesteuert hatten. Ein Großteil der damaligen Bevölkerung lebte vor der Machtergreifung im erbärmlichsten Elend, hungerte und fror. Die NSDAP bot dagegen als einzige große Partei ein überzeugendes Wirtschaftskonzept (das letztlich auch funktionierte).

 

Wie viele Deutsche wussten damals vom Holocaust?
Bei dieser Frage wird viel Verwirrung gestiftet, indem mit dem Zeitpunkt jongliert wird. Natürlich wussten nach dem Kriege fast alle Bescheid. Und gegen Kriegsende nahm wegen der Flüchtlingsströme und dem schwindenden Einfluss der Nazis auch das Halbwissen und Geraune um die KZs schlagartig zu. Aber was sollten "die Deutschen" da noch ausrichten? In meiner Heimatstadt Flensburg war die Gestapo noch bis zuletzt im vollen Einsatz und Deserteure wurden auch im Mai 1945 noch hingerichtet (sogar noch nach dem Ende der Kapitulation).

Was aber geschah in den Jahren davor? Offiziell hieß es, Juden kämen in Arbeitslager oder würden ins Ausland umgesiedelt. Die allgemeine Unwissenheit lässt sich erklären: Wer echtes Wissen über die KZs weitergab oder Gerüchte darüber in die Welt setzte, wurde hingerichtet. Selbst auf das Abhören von Feindsendern (BBC) stand die Todesstrafe. Die Präsenz von Spitzeln und Denunzianten war allgegenwärtig - kein einziger Mensch konnte sich damals sicher fühlen! Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass die wenigsten Deutschen etwas von den wahren Zuständen in den Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagern ahnten. Meistens hatten nicht einmal die noch in Freiheit lebenden Juden selbst kurz vor ihrer Deportation eine Vorstellung vom Holocaust. Und selbst die Alliierten mit ihren Geheimdiensten, Partisanen-Netzwerken und Aufklärungsflugzeugen gaben sich bei der Befreiung der KZs im April 1945 völlig überrascht wegen der dort herrschenden Zustände. Hatten sie zuvor etwa auch nichts vom Holocaust mitbekommen?

 

Hatte die damalige deutsche Bevölkerung einen besonders schlechten Charakter, war sie Schuld an den Naziverbrechen?
Wenn einer Schuld hatte, dann waren es meines Erachtens in erster Linie die Volksvertreter der etablierten Parteien gegen Ende der Weimarer Republik. Aus dreierlei Gründen:
1. Die Abgeordneten haben sich im parteitaktischen Machtgeplänkel gegenseitig geschwächt und aufgerieben.
2. Sie haben Deutschland durch ihre maßlose Sparpolitik in den Abgrund geführt
und damit den radikalen Parteien, den Kommunisten und nationalen Sozialisten (Nazis), den Nährboden bereitet.
3. Sie haben die Gründung und Erstarkung der paramilitärischen Unterdrückungskolonnen SA und SS sehenden Auges zugelassen.
Aus der Geschichte zu lernen heißt für mich, diese Fakten endlich als entscheidend wahrzunehmen. Nicht das Volk war dumm, böse und schlecht, die verantwortlichen Politiker und Medien haben in ihrer abgehobenen Selbstgefälligkeit, Ignoranz und Engstirnigkeit versagt. Sie haben sich um Banalitäten gestritten, anstatt das große Ganze zu überblicken. Aber das ist ja heute nicht viel anders. Die ewigen Bekenntnisse, "man müsse aus der Geschichte lernen" und "Nie wieder!" verkommen zur leeren Formel und werden für EU-Propagandazwecke missbraucht.

 

Rassismus und Volksverhetzung …
Ich empfinde es als übelsten Rassismus, so zu tun, als hätten die damaligen Deutschen einen besonders schäbigen Charakter gehabt. Und es ist auch menschenverachtend vorzugeben, unsere heutige Generation sei die Brut eines einzigartigen Abschaums. "Die Deutschen" waren damals bestimmt nicht schlechter oder unzivilisierter als andere Völker. Soll heißen: Unter den damals herrschenden Umständen wäre es bei exakt gleicher Konstellation und Vorgeschichte auch in den anderen Hochkulturen (Frankreich, Italien, Großbritannien Spanien, Polen usw.) zur Katastrophe gekommen. Auch dort wäre ein eingewanderter Dämon vom Schlage Adolf Hitler an die Macht gelangt. Und was die kleineren Staaten betrifft: Sie sind eh moralisch immer fein heraus, weil deren Regierungen militärisch gar nicht in der Lage sind, einen großen Krieg zu entfachen. Also die zuweilen anzutreffende herablassende moralische Überheblichkeit von dieser Seite scheint mir wenig angebracht.
Zu wenig berücksichtigt wird, was eine unablässige Gehirnwäsche bei vielen Menschen anrichtet. Wenn ihnen in den Nachrichten und Spielfilmen immer wieder der fiese Charakter der Juden vorgegaukelt wird, wenn ihnen täglich eingetrichtert wird, die Juden bzw. das "internationale Finanzjudentum" seien Schuld am Elend der Deutschen und am Ausbruch und dem Verlauf der beiden Weltkriege, dann nehmen viele Menschen diese Lügen irgendwann als Tatsache oder Wahrheit an. Parallelen dazu gibt es ja auch heute. Die pausenlose Dauerpropaganda zugunsten der Globalisierung und der EU hat sogar in unserem freiheitlichen Medienzeitalter eine erhebliche Überzeugungskraft.

Zwei Umstände sollten bei der Rückbesinnung auf den Holocaust nicht unterschlagen werden: In Deutschland gehörten (pauschal betrachtet) Juden zur exklusiven Oberschicht. Und "die Reichen" werden von der darbenden Bevölkerung selten gemocht. Vor allem, wenn sie sich dann noch durch Bräuche und Äußerlichkeiten von der Allgemeinheit unterscheiden oder abgrenzen.
Der zweite Umstand: Die gezielte Bombardierung deutscher Wohngebiete sorgte längst nicht bei allen Zivilisten für eine Zermürbung der Moral (wie von den verantwortlichen Alliierten erhofft), sondern bewirkten das genaue Gegenteil. Sie erzeugte vielerorts eine Hass- und Trotzaktion und galt manchen vom Schicksal Gebeutelten als Rechtfertigung für die Nazi-Verbrechen. Hitlers Hass gegen die Juden jedenfalls steigerte sich nach dem systematischen Vernichtungsfeldzug gegen die deutsche Zivilbevölkerung ins Unermessliche (Hitler: "Wenn das jüdische Finanzjudentum das deutsche Volk ausrotten will, werden es am Ende die Juden sein, die vernichtet werden.").

 

Appell an alle überheblichen Moralapostel …
Versuchen Sie sich bitte in die damalige Zeit hineinzuversetzen. Denken Sie daran, dass der Einzelne in der Nazidiktatur völlig recht- und machtlos war, dass er einer ständigen Umerziehungspropaganda ausgesetzt war, selbst laufend Zwangsmaßnahmen erdulden musste (Arbeitsdienst, Kriegsdienst usw.). Dass Frauen und Kinder ständig mit Bombardements rechnen mussten, um ihre Angehörigen an der Front bangten und vor der Gestapo zitterten. Im Nachhinein und aus heutiger Sichtweise den ehrbaren, tapferen Richter und Helden zu spielen ist mehr als billig. Wer den heute lebenden "Biodeutschen" eine Kollektivschuld anhängt, sie wegen ihrer vermeintlich bösen Vorfahren pauschal als Menschen 2. Klasse betrachtet, betreibt übelsten Rufmord und Rassismus und schürt mit seinem ungezügelten Hass neuerliche Ressentiments.

 

"Vom Krieg und vom Holocaust kann ich einfach nichts mehr hören!"
Ich verstehe diese Einstellung vieler Bundesbürger. Wenn nahezu täglich über das Staatsfernsehen die deutschen Vorfahren als Kriegsverbrecher, Mörder oder zumindest feige Mitläufer geschmäht werden und deren Nachkommen indirekt eine ewig vererbbare Kollektivschuld angehängt wird, will man auch einmal auf andere Gedanken kommen. Das Problem ist nur: Die Erbschuldideologie, die im Grunde menschenverachtend und rassistisch ist (die Biodeutschen sind nicht Menschen II. Klasse) bestimmt seit Jahrzehnten die bundesdeutsche Politik.
Hätte es in Deutschland seit 40 Jahren einen schleichenden Reallohnrückgang und eine Vervielfachung der ungeschminkten Arbeitslosenzahlen gegeben, wenn nicht immer wieder deutsche Interessen vernachlässigt worden wären? Der radikale Umbau zum offenen Vielvölkerstaat, der Verzicht auf eine eigene Währung, souveräne Staatsgrenzen und Dumpingschutzzölle, die Nullzinspolitik und Schuldenunion - dies alles war nur möglich wegen der permanenten Instrumentalisierung der Erbschuldideologie.

 "Unfassbar, dass niemand den Juden geholfen hat!"

 

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Impressum
© Der obige Text ist die Zusammenfassung einer Studie des unabhängigen, parteilosen Wirtschaftsanalysten und Zukunftsforschers Manfred J. Müller aus Flensburg
. Erstveröffentlichung Mai 2020

 


Überwindung der Denkverbote statt populistischer Gesundbeterei …
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Anmerkung: Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.

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Ist eine Demokratie zu schwach, den Bürgern reinen Wein einzuschenken?
Eine staatliche, gehirnwäscheartige Dauerpropaganda wird immer wieder eingesetzt, um konzernfreundliche, radikale Ideologien durchzusetzen (z. B. die Zollächtung = Inthronisierung des globalen Dumpingwettbewerbs). Wenn es aber um ein wirklich notwendiges Umdenken geht (Erhöhung der Mineralölsteuer, Einführung einer Kerosinsteuer, Verdoppelung der Lkw-Maut, Aufgabe des gescheiterten Schengener Null-Grenzen-Experiments etc.), meint man, die Bevölkerung nicht mitnehmen zu können. Denn das könnte ja Wählerstimmen kosten.



Die Drahtzieher der rassistischen Erbschuldideologie verweigern sich sachlichen Argumenten. Sobald jemand die Hintergründe und Umstände der Nazi-Terrordiktatur beleuchtet, wird er als Relativierer angegiftet. Wie soll man aber aus der Geschichte lernen, wenn ein Großteil der Fakten einfach ausgeblendet wird?